Die Angst vor engen und geschlossenen Räumen oder auch vor Menschenmengen wird als Klaustrophobie bezeichnet.
Sie zeigt sich bei den betroffenen Menschen in unterschiedlichsten Situationen: z.B. beim Aufenthalt in engen Räumen, bei dichtem Gedränge, bei Fahrten mit der U-Bahn oder durch lange Tunnel oder auch bei MRT-Untersuchungen. Die Angst besteht vor allem darin, keine Fluchtmöglichkeit zu haben. Neben der starken Angstgefühle kann es dabei zu Angstsymptomen wie Herzklopfen, Schweißausbrüche, Beklemmungsgefühlen oder Schwindel kommen. Man geht davon aus, dass ca. sieben Prozent der Menschen in Deutschland von Klaustrophobie betroffen sind.
Da es verhältnismäßig viele Menschen betrifft, habe ich heute ein Klientenbeispiel aus diesem Bereich gewählt.
Die Ausgangssituation
Meine Klienten hatte vor allem Probleme in Fahrstühlen. Solange nur zwei Personen im Fahrstuhl mitfuhren, gab es kein Problem. Sobald es jedoch enger wurde, durch den Zustieg weiterer Personen, zeigte sich die Angst. Früher, als es noch geschlossene Telefonzellen in den Städten gab, musste sie beim Telefonieren immer einen Fuß in der Tür stehen lassen. Grundsätzlich mied sie Räume ohne Fenster und wenn es nicht anders ging, hielt sie sich immer in der Nähe der Ausgangstür auf.
Das erste Erlebnis, als ihr bewusst wurde, dass sie unter dieser Art von Angst leidet, hatte sie mit Anfang 20. Sie wollte damals zusammen mit ihrem Freund den Kölner Dom besteigen. Doch dazu kam es nicht. In den engen sich windenden Gängen, die nach oben führten, brach sie plötzlich in Panik aus. Sie konnte nur noch auf dem Po die Treppen nach unten rutschen, um dann schweißgebadet und mit Herzrasen unten anzukommen.
Das Vorgehen
Wir machten uns mit dem Emotionscode auf die Suche nach genau den eingeschlossenen Emotionen, die für die Klaustrophobie verantwortlich sind.
Dabei stellte sich heraus, dass die Klaustrophobie schon während ihrer Geburt entstanden ist (Geburtstrauma), also weit vor dem Erlebnis auf dem Kölner Dom.
Unter der Geburt hatten sich Emotionen, wie z.B Panik, Verzweiflung, Aussichtslosigkeit, und Angst eingeschlossen.
Aber es ging noch weiter.
Wir fanden noch eine Vielzahl weiterer eingeschlossener Emotionen, die für die Klaustrophobie verantwortlich waren. Vor allem entstanden diese durch Situationen in ihrem Leben, in denen sie das Gefühl hatte:
- völlig ausgeliefert zu sein
- nicht weg zu können
- sich beengt zu fühlen – räumlich oder auch mental oder
- keinen Ausweg zu sehen.
Dazu gehörten mehrere belastende Erlebnisse in ihrer Kindheit. Aber wir fanden auch noch andere ursächliche Erlebnisse: wie der Tod Ihres Mannes und Situationen, die sie in der Corona-Krise stark belastet haben. In all diesen Situationen hatten sich weitere Emotionen eingeschlossen.
Das Ergebnis
Nach der 6. Sitzung teilte sie mir folgendes mit. Sie ist vor kurzem im 21. Stockwerk in den Fahrstuhl gestiegen, der anfangs noch leer war. Im 10. Stockwerk angekommen, betraten mehrere Personen den Fahrstuhl, so dass es sehr eng wurde. Als sie im Erdgeschoss angekommen ist, stellte sie fest, dass diese Fahrstuhlfahrt irgendwie anders war.
Und dann fällt es ihr wie Schuppen von den Augen: Es war das erste mal, dass sie beim Zustieg mehrerer Personen nicht mehr in Panik verfiel und keinerlei alte Gedanken hatte, dass zu viel Menschen im Fahrstuhl sein könnten oder er stecken bleiben könnte. Es war für sie seit mehr als 50 Jahren die erste entspannte Fahrstuhlfahrt in einem stark gefüllten Fahrstuhl.
Wie gut der Emotionscode funktionieren kann, zeigt sich für mich immer dann, wenn der Klient regelrecht seine Angst "vergisst".